Hamburg/Berlin. Nach dem ersten Bürgergeld-Bescheid dachte ich: So, jetzt wird alles ruhiger. Ich lehnte mich zurück, trank einen Kaffee (okay, löslicher, aber immerhin) – und freute mich auf ein bisschen Stabilität. Doch das Jobcenter hatte andere Pläne.
Der Brief
Eines Morgens – ich wollte gerade in die zweite Schlafphase meiner Verdauungsnickerchen eintauchen – kam der Brief:
„Vermittlungsvorschlag – wir haben ein passendes Stellenangebot für Sie.“
Herzklopfen. Spannung. Hoffnung. Vielleicht was mit Medien? Oder ein kreativer Bürojob?
Ich öffne das Schreiben und lese:
„Lagerhelfer (Nachtschicht), 45 km entfernt, keine Fahrkostenerstattung.“
Ich las es nochmal. Dann nochmal. Dann googelte ich „Wie sage ich höflich Nein zu einem Job, ohne sanktioniert zu werden?“
Das Bewerbungsgespräch
Aber hey – ich wollte ja mitspielen. Ich rief dort an, vereinbarte einen Termin. Der Chef dort war nett. Ein Bär von einem Mann mit Bart wie ein Zaun und der festen Überzeugung, dass Kaffee erst ab 3 Uhr nachts schmeckt.
Er fragte:
„Haben Sie Erfahrung im Lagern?“
Ich: „Ich lagere meine Sorgen ganz gut weg, wenn das zählt?“
Wir lachten. Dann schauten wir beide gleichzeitig auf die Uhr – 7:15 Uhr morgens. Ich war durch. Er auch. Wir einigten uns auf: „Wir melden uns.“
Zurück beim Jobcenter
Ich berichtete der Sachbearbeiterin:
„War nett, aber leider nicht ganz das Richtige.“
Sie nickte. Dann tippte sie lange in den Computer. Sehr lange. Ich dachte, sie schreibt einen Roman über mein Leben. Vielleicht ein Krimi.
Dann sagte sie:
„Kein Problem. Wir schauen weiter. Aber denken Sie daran, alles dokumentieren. Auch wenn Sie ’ne Absage bekommen, bitte schriftlich. Auch wenn Sie sie selbst absagen – schriftlich. Auch wenn Sie nur an den Job gedacht haben – notieren Sie’s sicherheitshalber.“
Ich schluckte. Ich bestellte mir zu Hause ein 200-Seiten-Notizbuch mit der Aufschrift:
„Meine Gedanken über Arbeit – Version für das Jobcenter.“
Offizielles Dübel-Fazit:
Ich will ja arbeiten. Ehrlich. Aber manchmal hab ich das Gefühl, ich bewerbe mich nicht auf Jobs – sondern auf Fortsetzungen in einem Bürokratie-Adventuregame. Nur ohne Speichern und mit nerviger Musik im Hintergrund.