Abschiedsrede für Arno Dübel – Der letzte Feierabend

Aachen/Hamburg-Rahlstedt. Liebe Trauergemeinde, Freunde des gepflegten Nichtstuns – Wir haben uns heute hier versammelt – unfreiwillig früh, wie ich finde – um Abschied zu nehmen von einem Mann, der mit eiserner Konsequenz das getan hat, wovor wir alle heimlich träumen: nichts.

Arno Dübel ist tot – und mit ihm ein ganzes Lebensgefühl. Der letzte wahre Lebenskünstler, der mit einem Jogginganzug und einem „Ich hab keinen Bock“-Blick mehr provoziert hat als jeder Punkrocker mit Iro.

Andere wollten Karriere machen. Arno wollte einfach nur seine Ruhe. Und das hat er – mit der Ausdauer eines tibetanischen Mönchs – jahrzehntelang durchgezogen. Während wir uns durch Meetings, Mails und montägliche Melancholie quälten, kämpfte Arno sich mutig durch den Vormittagsschlaf.

Manche sagen, er sei ein Symbol der Faulheit gewesen. Ich sage: Er war ein Aktivist – ein Protestler im Wohnzimmer – der stille Widerstand gegen die Arbeitsgesellschaft. Während andere zum „Frühstücksfernsehen“ gingen, war er schon da. Seit Tagen. Mit Chips.

Wir ehren heute nicht nur einen Mann. Wir ehren den Einzigen, der es geschafft hat, vom Amt leben zu können – und das Amt hat darüber gelebt, ihn zu kennen.

Er ist nun an einem besseren Ort. Ein Ort ohne Wecker. Ohne Termine. Ohne Jobcenter. Nur er, ein Fernsehsessel und eine endlose Playlist von „Frauentausch“-Wiederholungen.

Lieber Arno, du bist der Beweis, dass man es auch ganz ohne Leistung in alle Zeitungen schaffen kann. Dass man berühmt werden kann, ohne je den Schweiß der Stirn zu riskieren. Du warst der Bruce Willis des Nichtstuns. Der Gandalf der Gammelgeneration. Der Papst der Pilsperle.

Mach’s gut, Arno. Wir verneigen uns – ausnahmsweise mal im Sitzen. Du bist jetzt endgültig raus aus der Maßnahme. Und rein in die Ewigkeit.


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